Es gibt Tage, die vergisst man als Fan von Rot-Weiss Essen nicht. Positiver oder negativer Natur. Ein ganz schlimmer Tag wird immer mit dem VfB Lübeck in Verbindung bleiben. Weisse noch?
Am Freitagabend (19 Uhr) spielt Rot-Weiss Essen in der 3. Liga zuhause gegen den VfB Lübeck. RWE spielt bisher eine gute Saison, die Abstiegsplätze sind weit entfernt.
Daher gehen die Essener optimistisch in den elften Vergleich mit dem VfB, auch wenn von den ersten zehn Duellen nur drei gewonnen werden konnten. Besonders das zehnte und bisher letzte Match gegeneinander wird den RWE-Fans noch schlimm in Erinnerung sein.
Wir schreiben den 31. Mai 2008. Letzter Spieltag der Regionalliga Nord. RWE war bereits in der Vorsaison abgestiegen - damals ging es ausgerechnet durch eine Derbyniederlage beim MSV aus der 2. Bundesliga in die Regionalliga Nord - gleichzeitig stieg der MSV auf.
Doch es wurde nicht viel besser. Der Start in die neue Spielzeit wurde in den Sand gesetzt, durch eine Aufholjagd hatte man am letzten Spieltag noch alle Chancen, das Ziel zu erreichen.
Denn: Die obere Hälfte der 3. Liga qualifizierte sich in der Saison 2007/08 für die 3. Liga, der Rest stieg ab in die Regionalliga - was dann den Absturz in die Viertklassigkeit bedeutete.
Masuch - Kazior (71. Lindbaek), M Lorenz, Sereinig, Schäfer - Gorschlüter (78. Klinger), Haeldermans - Guie-Mien, Brandy (88. Czyszczon) - Güvenisik, M. Kurth
Klar war im Vorfeld: Lübeck hatte keine Chance mehr, sich für die 3. Liga zu qualifizieren. An der Hafenstraße war alles angerichtet, ein Sieg hätte gereicht, 18.027 Zuschauer kamen zum Spiel.
Und der Gegner? Der wollte Kosten sparen, reiste daher erst am Spieltag mit Kleinbussen an. 450 Kilometer am Spieltag - vor den 90 Minuten erholte sich die Mannschaft vom ehemaligen Trainer Uwe Fuchs in Essener Goalfever, das über der damaligen RevierSport-Redaktion lag.
Wir wurden aber nicht von den Zuschauern attackiert. Sie waren einfach geschockt und frustriert
Michael Lorenz
RS wagte einen Blick in die Soccerhalle und sah, wie die Spieler sich auf den Kleinfeldplätzen kurz die Beine vertraten, bevor es an die Hafenstraße ging.
Eine Vorbereitung, die eigentlich nicht zum Erfolg führen kann. Am Ende reichte es dennoch durch einen späten Treffer von Steve Müller zu einem 1:0-Sieg. RWE war geschockt und am Boden. Auch die Fans waren bedient. Nach der Begegnung stürmten Zuschauer das Feld, mit diesem Rückschlag hatte niemand gerechnet.
2020 erinnerte sich Michael Lorenz an den schlimmen Tag für RWE: "Die RWE-Fans sind leidensfähig. Es war alles angerichtet: Wir hatten ein Heimspiel gegen einen abgeschlagenen Gegner. Dementsprechend waren die Zuschauer nach der Niederlage verständlicherweise fassungslos. Wir wurden aber nicht von den Zuschauern attackiert. Sie waren einfach geschockt und frustriert. Auch ich war sehr enttäuscht."
Von diesem Rückschlag erholte sich RWE nur langsam. In der ersten Saison in der Viertklassigkeit gab es am Ende Platz sieben. In der Saison 2009/2010 ging es hoch auf Platz fünf, es folgten die Insolvenz und der Abstieg in die damalige fünftklassige NRW-Liga.